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Migräne verstehen: Ursachen und Symptome

29. März 2025

Zusammenfassung

Migräne ist eine chronische, neurologische Störung.

Migräne ist ein Kopfschmerz, der anfallsweise auftritt. Ein Anfall dauert 4 bis 72 Stunden. Sie ist durch einen sehr intensiven, pochenden, hämmernden Schmerz gekennzeichnet, der meist auf einer Seite auftritt. Jede körperliche Aktivität verstärkt die Schmerzen. Sie kann von Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet sein.

Es gibt 4 Phasen einer Migräne. Die Prodromalphase, die Aura, die Kopfschmerzphase und Postdromalphase. Nicht alle treten bei jeder Migräne auf.

Die Auslösung einer Migräne beginnt, nach heutigem Wissen, mit einer Überaktivität von Nervenzellen im Hirnstamm.

Stigmatisierung

Tag für Tag sind Hunderttausende von Menschen wegen einer Migräne ans Bett gefesselt. Doch trotz dieser unglaublichen gesundheitlichen Belastung, die sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft hohe Kosten verursacht, ist die Migräne immer noch eine stark stigmatisierte Krankheit, und viele, viele Menschen in allen Teilen der Welt erhalten nicht die richtige Behandlung.

Vor einigen Jahren wurde dazu die OVERCOME Studie (ObserVational survey of the Epidemiology, tReatment and Care Of MigrainE) durchgeführt.

Mehr als 30% der 59000 Befragten berichteten, häufig negative Kommentare zu bekommen.

Menschen, die eine solchen Stigmatisierung erleben, haben viel stärker unter ihrer Migräne zu leiden als andere.

Migräne ist eine genetisch bedingte Krankheit. Das Gehirn hat die generelle Bereitschaft, auf bestimmte Reize mit Migräne zu reagieren. Was diese Reize sind, ist bei jedem von uns anders. Aber das herauszufinden ist ein sehr wichtiger Teil des Prozesses zur Kontrolle der Migräne.

Das Migräne Gehirn

Was unterscheidet ein „Migräne Gehirn“ von anderen?

Das Gehirn ist weniger gut in der Lage, Sinnesreize zu blockieren. Ein Sinnesreiz wird jedes Mal als etwas Neues behandelt und die Gewöhnung tritt, im Vergleich zu Menschen ohne Migräne, verzögert ein.

Diese Übererregbarkeit des Gehirns verursacht einen erhöhten Energiebedarf des Gehirns. Wenn das Gehirn in eine Situation gerät, in der es noch mehr Energie benötigt, z. B. in einer Stresssituation, bekommt es möglicherweise nicht genug, und dieser Energiemangel kann dann zu einem Migräneanfall führen.

Menschen mit einem „Migräne Gehirn“ neigen dazu, das Schlimmste zu befürchten und sich ständig Sorgen zu machen, was passieren könnte.

Wie wird die Migräne ausgelöst?

Nach der neurovaskulären Theorie beginnt eine Migräneattacke im Hirnstamm. Es konnte gezeigt werden, dass es dort einen Bereich gibt, der vor einer Migräne stärker durchblutet wird.

Man vermutet, dass diese Überaktivität der Nervenzellen dann die Migräne auslöst.

Durch die Überaktivität der Nervenzellen werden über den Trigeminusnerv (unser Gesichtsnerv) Schmerzsignale an das Gehirn geschickt.

Dieses wiederum führt zur Ausschüttung bestimmte Botenstoffe (das Neuropeptid CGRP), wodurch es zu einer Dehnung der Blutgefäße und Freisetzung entzündliche Eiweißstoffe kommt.

Diese Dehnung der Blutgefäße nennt man Vasodilatation. Diese Erweiterung der Blutgefäße trägt zur Entstehung von Migräneschmerzen bei, da sie Druck auf umliegende Nerven ausübt.

Es kommt zu Entzündungs- Reaktionen in dem Hirngewebe

Und dadurch wiederum zu Schmerzimpulsen welche sich ausbreiten und die Migränekopfschmerzen hervorrufen.

Der Ablauf (nach der gängigen Theorie) sieht grob folgendermaßen aus:

Die Theorie der mikrovaskulären Verengung

Als eine Ergänzung zu dem obigen Model kommt die Theorie der mikrovaskulären Verengung hinzu.

Diese besagt, dass während einer Migräneattacke zwar die größeren Hirnarterien erweitert sind, aber die kleineren, distalen Mikrogefäße sich verengen.

Distale Mikrogefäße im Gehirn sind die kleinsten Blutgefäße, die sich in den äußersten Bereichen des Gehirns befinden. Diese Mikrogefäße, auch Kapillaren genannt, sind entscheidend für die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie für den Abtransport von Abfallstoffen. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Blut-Hirn-Schranke, die das Gehirn vor schädlichen Substanzen schützt.

Die Theorie besagt, dass es als eine Reaktion auf die Erweiterung der  größeren Hirnarterien, und die dadurch bedingte stärkere Durchblutung, zu einer Verengung der Mikrogefäße kommt, Dies könnte eine Schutzreaktion des Körpers sein, um die erhöhte Durchblutung zu regulieren und Schäden an den Kapillaren zu verhindern

Es ist aber auch möglich, dass diese Verengung eine Folge der Entzündungsprozesse ist, da durch diesen die innere Auskleidung der Blutgefäße (des Endothels) in ihrer Funktion gestört wird.

Diese Verengung der Mikrogefäße kann zu einer verminderten Sauerstoffversorgung in bestimmten Hirnregionen führen, was wiederum zu Schmerzen, und weiteren Migränesymptomen wie Aura und neurologischen Ausfällen beitragen kann.

Die 4 Phasen einer Migräne

Bei einer Migräne können vier aufeinanderfolgenden Phasen unterschieden werden: Prodromalphase, Auraphase, Kopfschmerzphase und Postdromalphase.

Nicht alle Phasen treten bei jeder Migräne auf. Es gibt viele Betroffenen, die nie eine Aura erleben, es gibt Betroffenen, die zwar die Aura, aber nicht die Kopfschmerzphase erleben, es gibt auch Fälle, wo eine Phase mehrmals hintereinander auftritt.

Auch die Schwere ist relativ da jede Migräne Betroffene das anders empfindet. Manche empfinden z.B. die Auraphase als bedrohlicher, und somit als belastender, als die Kopfschmerzphase

Prodromalphase

Die Prodromalphase, auch als Vorbotenphase bekannt, kann Stunden bis Tage vor der eigentlichen Kopfschmerzattacke auftreten. Sie ist gekennzeichnet durch unspezifische Symptome, die individuell variieren können:

  • Psychische Veränderungen: Reizbarkeit, depressive Verstimmungen oder gehobene Stimmung
  • Vegetative Symptome: Müdigkeit, vemehrtes Gähnen, Schwitzen oder Frieren, Muskelverspannungen, Schlafprobleme, Übelkeit
  • Appetitveränderungen: Heißhungerattacken oder Appetitlosigkeit.​

Diese Symptome dienen oft als Warnsignale für eine bevorstehende Migräneattacke.

Aura

Bei bis zu einem Drittel der Migränepatienten tritt die Aura als eigenständige Phase im Verlauf des Migräneanfalls auf.

Eine Aura sind ist eine langsam aufkommende „Empfindung“. Sie kann visuell sein, wie das Sehen von Lichtern oder blinden Flecken, aber auch das Hören von Geräuschen oder seltsame Empfindungen in anderen Körperteilen wie Kribbeln.

Diese Symptome entwickeln sich in der Regel allmählich über mindestens 5 Minuten und können bis zu 60 Minuten andauern.

Nicht auf alle Auren folgen Kopfschmerzen, aber da sie typischerweise der Kopfschmerzphase vorausgehen, können sie als weitere Warnung vor möglichen Kopfschmerzen dienen.

Bei etwa 20 % der Betroffenen kann die Aura länger als 60 Minuten andauern,

Bei einigen Menschen tritt die Aura erst auf, wenn die nächste Phase, die Kopfschmerzphase, bereits begonnen hat.

Die häufigsten Aurasymptome sind:​

  • Visuelle Störungen: Flimmerskotome, Lichtblitze, Zickzack-Linien oder Gesichtsfeldausfälle bis hin zu einem temporären Sehverlust
  • Sensorische Symptome: Kribbeln oder Taubheitsgefühle, meist einseitig an Gesicht oder Extremitäten
  • Sprachstörungen: Wortfindungsstörungen , Schwierigkeiten Worte zu formulieren

Kopfschmerzphase

Die Kopfschmerzphase ist das, was die meisten Menschen mit Migräne verbinden. Diese Phase dauert typischer weise zwischen vier und 72 Stunden. Symptome sind starke, pochende Kopfschmerzen, meistens auf einer Seite, die durch Bewegung stärker werden. Andere Symptome wie Übelkeit und Erbrechen oder Licht-und Geräuschempfindlichkeit, Schwindel und Angstzustände kommen hinzu.Die Stärke der Kopfschmerzen kann von Person zu Person, aber auch von Anfall zu Anfall, stark variieren.

Der Schmerz kann sich im Verlauf der Kopfschmerzphase von einer Seite des Kopfes auf die andere verlagern oder, was noch häufiger vorkommt, auf einer Seite beginnen und dann allmählich die andere Seite einbeziehen.

  • Schmerzcharakter: Pochend, pulsierend, oft einseitig lokalisiert.
  • Intensität: Mittelstark bis stark, beeinträchtigt häufig die täglichen Aktivitäten
  • Begleitsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Photophobie und Phonophobie (d.h. Geräusch- und Lichtempfindlichkeit), Frieren, Schwitzen, Appetitverlust, Fieber, Kopfhaut fühlt sich wie eingeschlafen an, Blässe.

Postdromalphase

oder auch, sehr treffend, als „Migräne Kater“ bezeichnetete Phase. Nach Abklingen der Kopfschmerzen berichten Patienten häufig über:

  • Erschöpfung: Müdigkeit und reduzierte Leistungsfähigkeit.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentrationsschwierigkeiten und verlangsamtes Denken.
  • Affektive Symptome: Depressive Verstimmung oder, seltener, Euphorie.

Diese Phase kann bis zu 48 Stunden andauern.

Nicht bei allen, aber bei den meisten Migräne-Betroffenen tritt eine Postdromalphase auf. Einige empfinden sie als Erleichterung, da das Schlimmste überstanden ist, für andere ist diese Phase genauso belastend wie die Kopfschmerzphase.